Was ist Real User Monitoring (RUM)?

Arfan Sharif - Juli 21, 2023

Was ist Real User Monitoring (RUM)?

In der modernen Wirtschaft ist die Bereitstellung des bestmöglichen Anwendungserlebnisses erfolgsentscheidend. Bei digitalen Produkten bedeutet dies, dass Anwendungen so optimiert werden, dass Nutzer intuitiven Zugriff auf die Funktionen und blitzschnelle Reaktionszeiten erhalten. Um diesen hohen Standard zu erreichen, sind detaillierte Kenntnisse darüber erforderlich, wie Ihre Nutzer mit den Anwendungen interagieren. Dafür benötigen Sie Real User Monitoring (RUM).

Real User Monitoring (RUM) überwacht die Anwendungsleistung, indem es jede Nutzerinteraktion auf einer Website oder App erfasst. Wenn Unternehmen besser verstehen, wie Nutzer mit ihren Anwendungen interagieren, können ihre Entwicklungsteams sich auf die Interaktionssequenzen konzentrieren, die den Nutzern den größtmöglichen Mehrwert bieten.

In diesem Artikel erfahren Sie, was Real User Monitoring ist und warum Unternehmen es brauchen. Wir gehen auf die Vorteile und darauf ein, wie Sie eine RUM-Lösung für Ihren Betrieb auswählen.

Anwendungsbereiche für Real User Monitoring

RUM dient dazu, die Interaktion von Nutzern mit einem digitalen Produkt zu verstehen. Zu diesem Zweck wird jede Aktion erfasst, die diese ausführen. RUM nutzt Web-Überwachungsdienste, um Details über die Verfügbarkeit, Fehlerszenarien und Reaktionsfähigkeit Ihrer Anwendung zu sammeln. Dies erfolgt in Form einer kontinuierlichen passiven Überwachung.

Nehmen wir zum Beispiel die Homepage einer E‑Commerce-Website: Eine Person, die diese Seite besucht, hat mehrere Optionen. So kann sie auf eines der Empfehlungsbanner klicken oder Vorbestellungen aufgeben. Oder sie sucht in der oberen Leiste direkt nach Produkten. Sie kann auch eine Kategorie auswählen und die darunter verfügbaren Produkte durchstöbern.

Die Abfolge der von einem Nutzer ausgeführten Aktionen – die zum Abschluss eines neuen Kaufs oder zum Verlassen der Website führt – sind Informationen, die Entwickler zur Verbesserung der Website-Leistung verwenden können.

RUM verfolgt auch Details wie Seitenladezeiten, die Reaktionszeit von Anfragen oder Fehlermeldungen, auf die Nutzer beim Navigieren auf der Website gestoßen sind. Das hilft Entwicklern, die Produktbereiche zu verstehen, die verbessert werden müssen, um eine fortlaufende Nutzerinteraktion gewährleisten.

Warum braucht man Real User Monitoring?

Vor der Bereitstellung durchläuft eine Anwendung viele Testphasen. Was bietet RUM, was keines der anderen Test- und Leistungsüberwachungs-Tools leistet? Die Antwort lautet: die Perspektive echter Nutzer. Alle anderen Strategien für Tests und Leistungsüberwachungen basieren auf der Vorstellung, welches das Unternehmen von der Interaktion der Nutzer mit der Anwendung hat. Solche Annahmen und Simulationen haben möglicherweise wenig Wert, wenn echte Nutzer mit der Anwendung interagieren.

Um eine Anwendung weiter zu optimieren, benötigen Entwickler genaue Kenntnisse darüber, wie tatsächliche Nutzer mit ihr interagieren. Und genau das kann Real User Monitoring leisten.

RUM ist auch deshalb hilfreich, weil die Anwendungen mit einer großen Anzahl an Mobilgeräten und Browser-Versionen umgehen müssen, sobald sie im Einsatz durch die Nutzer sind. Der Qualitätssicherungsprozess während der Entwicklung deckt nicht alle verfügbaren Geräte- und Browser-Versionen ab. Wenn echte Nutzer die Anwendung verwenden, treten Probleme auf, die durch bestimmte Browser-Varianten oder Mobilgeräte ausgelöst werden. Entwickler haben keine Möglichkeit, alle diese Probleme vorherzusagen. RUM bringt solche Probleme jedoch ans Licht.

Die meisten Initiativen zur Leistungsüberwachung, die während der Entwicklung durchgeführt werden, konzentrieren sich auf Backend-APIs und -Dienste. RUM deckt Frontend-Probleme in Anwendungen auf.

RUM liefert konkrete Anhaltspunkte für fundierte Investitionsentscheidungen, um Anwendungen weiter zu verbessern. Die Erkenntnisse werden in Berichten zusammengefasst, anhand derer Produktmanager die Bereiche mit dem größten Einfluss auf die Geschäftsergebnisse ermitteln können.

Unternehmensteams können mithilfe von RUM auch den Erfolg oder Misserfolg bereitgestellter Funktionen messen. Beispielsweise könnte ein Produktmanager eine Entwicklungsmaßnahme zur Verbesserung des Bezahlvorgangs auf einer E‑Commerce-Website genehmigen, weil er die Anzahl der abgebrochenen Einkäufe verringern will. Dann kann RUM dabei helfen, in Erfahrung zu bringen, ob sich die Änderung an dieser Stelle der User Journey auf die Abbruchrate ausgewirkt hat.

Es ist keine leichte Aufgabe, Zielwerte für Kennzahlen (KPIs, Key Performance Indicators) zu einer Anwendung festzulegen. Nehmen wir zum Beispiel die Reaktionszeit von Web-Anwendungen: Mit ausreichenden Investitionen in Hard- und Software ist es möglich, blitzschnelle Reaktionszeiten zu erreichen. Dies ist jedoch möglicherweise nicht die richtige finanzielle Entscheidung. Um Gewinne zu erzielen, muss das Gleichgewicht zwischen Investitionen und akzeptablen Reaktionszeiten stimmen. Ohne RUM gibt es keine Möglichkeit, das optimale Verhältnis zwischen akzeptablen Reaktionszeiten und Kosten herzustellen, um Abwanderungs- oder Abbruchraten tatsächlich auf ein ideales Niveau zu reduzieren.

Wie funktioniert Real User Monitoring?

RUM umfasst folgende drei Schlüsselaspekte:

  1. Datenerfassung
  2. Datenverarbeitung
  3. Dashboards und Berichte

Die Datenerfassung erfolgt über JavaScript-Snippets, die in die Frontend-Anwendung und die Mobilgeräte-App eingebettet sind. Diese Snippets senden unauffällig und kontinuierlich Daten, ohne das Anwendungserlebnis zu beeinträchtigen. Sie erfassen Daten zu verschiedenen Aspekten, darunter:

  • Nutzergerät
  • Browser-Version
  • Aktueller Status der Anwendung
  • Vom Nutzer durchgeführte Aktionen
  • Reaktionen von der Website
  • Endstatus der Anwendung
  • Eindeutige Nutzeridentifizierung

Das Code-Snippet sendet die erfassten Daten an die Backend-Plattform. Diese führt eine Datenverarbeitung durch und ordnet die Daten Nutzersitzungen zu, um ein individuelles Aktivitätsprotokoll zu erstellen. Dieser Vorgang wird „Sessionization“ genannt. Die Plattform leitet daraus Kennzahlen ab, die mit den Geschäftsergebnissen verknüpft sind. Zu den Kennzahlen gehören in der Regel Ablaufverfolgungszeiten verschiedener Phasen der User Journey, Wärmebilder zu Interaktionsbereichen in der Benutzeroberfläche, Absprungraten, Ladezeiten und vieles mehr.

Die dritte Komponente von RUM ist das Dashboard. Es befasst sich mit zusammengefassten Daten und Kennzahlen, die von der Verarbeitungsplattform berechnet werden. So können sich Entwickler leichter auf Probleme konzentrieren, die kollektiv in der Anwendung auftreten, statt auf einzelne Datenpunkte zur Nutzerinteraktion.

Real User Monitoring und synthetische Überwachung im Vergleich

RUM ist nicht mit synthetischer Überwachung zu verwechseln. Letztere basiert auf simulierten Nutzereingaben. RUM ist eine passive Überwachungsstrategie, während es sich bei der synthetischen Überwachung um eine aktive Strategie handelt. RUM erkennt Probleme auf Seiten- und Netzwerkebene. Mithilfe von synthetischer Überwachung lassen sich sehr gut allgemeine Leistungsvergleiche anstellen – sie liefert jedoch nicht die gleichen Erkenntnisse über echte Nutzer wie RUM.

Die Herausforderungen des Real User Monitoring

RUM stellt wichtige Datenelemente bereit, welche die Grundlage für Budgetentscheidungen, Produktverbesserungen und Kundenbindungsstrategien bilden. Dennoch ist RUM keine Einheitslösung.

Damit alles wie vorgesehen funktioniert, ist bei der Überwachung eine erhebliche Menge an Datenverkehr erforderlich. Wenn eine Website oder App über sehr wenig Datenverkehr verfügt, sind die mit RUM gezogenen Schlussfolgerungen statistisch eher insignifikant. Somit erfordert RUM eine minimale kritische Masse, um wirksam zu sein. Es ist für Produktionsumgebungen gedacht, in denen der Datenverkehr am höchsten ist.

Zur unabhängigen Einrichtung von RUM sind anspruchsvolle Hardware- und Software-Kapazitäten erforderlich. Aus diesem Grund sind Software as a Service (SaaS)-Produkte, die RUM anbieten, oft die bevorzugte Implementierungsoption. Um einen SaaS-Dienst mit RUM zu nutzen, müssen Sie jedoch Ihre Kundendaten an Dritte übermitteln. Das muss Ihr Unternehmen im Hinblick auf die eigene Sicherheitslage bedenken.

Da RUM jede einzelne von Nutzern vorgenommene Aktion überwacht, können dabei auch viele irrelevante Daten erfasst werden. Um daraus nützliche Informationen zu ziehen, braucht es erfahrene Analyseteams. Diese müssen sowohl den Geschäftserfolg des Unternehmens als auch die technischen Details der Anwendung im Blick behalten.

RUM gibt keinen Aufschluss über die tatsächliche Server-Leistung, sondern ist vielmehr als Tool zur Analyse von Frontend-Problemen gedacht.

Faktoren zur Wahl einer RUM-Lösung

Auf dem RUM-Markt finden sich einige zuverlässige Lösungen, die als SaaS-Modell angeboten werden. Grundsätzlich sollten Unternehmen bei der Wahl einer RUM-Lösung folgende Faktoren berücksichtigen.

Einfache Implementierung und Konfiguration

Die meisten Lösungen enthalten JavaScript-Snippets, die sich in den Frontend-Code einbetten lassen. Daraufhin müssen Entwickler die zu erfassenden Datenpunkte konfigurieren. Sie sollten sich darüber Gedanken machen, wie einfach Sie eine RUM-Lösung in Ihren aktuellen Technologie-Stack integrieren können.

Wirksamkeit von Dashboards

In Dashboards integrierte Kennzahlen und Berichte ermöglichen Entwicklern, sich auf die eigentlichen Probleme zu konzentrieren, ohne sich durch einen angehäuften Datenwust kämpfen zu müssen. Sie sollten sich auch Detailinformationen anzeigen lassen können, die einen umfassenden Überblick über Nutzersitzungen und User Journeys bieten.

Unterstützung für Apps und Web-Anwendungen

Je nach Finanzen und Schwerpunkt können Unternehmen sich für RUM-Lösungen entscheiden, die entweder Mobilgeräte-Apps, Web-Anwendungen oder beides unterstützen. Zukunftsorientierte Unternehmen decken in der Regel beides ab, da ihnen bewusst ist, dass ihre Anwendungen irgendwann auch auf Mobilgeräten verfügbar sein werden, sofern dies nicht schon der Fall ist.

KUNDEN-SUPPORT

RUM-Lösungen basieren hauptsächlich auf SaaS. Wie bei jedem SaaS-Produkt trägt ein zuverlässiges und stabiles Support-System wesentlich zu einem Gefühl der Sicherheit bei. Die Qualität dieses Service sollte ein entscheidender Faktor bei der Lösungswahl sein.

INFORMATIONEN ZUM AUTOR

Arfan Sharif ist Product Marketing Lead für das Observability-Portfolio bei CrowdStrike. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung bei der Umsetzung von Lösungen für Log-Management, ITOps, Beobachtbarkeit, Sicherheit und Benutzerunterstützung für Unternehmen wie Splunk, Genesys und Quest Software. Arfan Sharif hat einen Abschluss in Informatik bei der Buckinghamshire New University und blickt auf eine Karriere in den Bereichen Produktmarketing und Sales Engineering zurück.